Mikrobiom: Aufbau der Darmflora bei Babys und Kleinkindern
Mikrobiom oder umgangssprachlich Darmflora ist die Bezeichnung für alle Mikroorganismen, die im Darm leben. Ihre Rolle für die menschliche Gesundheit ist vielfältig und geht weit über die Verdauung hinaus. Das Mikrobiom eines Babys muss sich aber erst entwickeln – hier erfährst du, welche Rolle die Geburt und Ernährung dabei spielen und welche Phasen die Kleinen dabei durchlaufen.
Die Anzahl an Mikroorganismen, die den menschlichen Darm besiedeln, spielen eine wesentliche Rolle für unsere Gesundheit. Es befinden sich ca. 80% unserer Immunzellen im Darm und diese werden maßgeblich von nützlichen Bakterien unterstützt. Dazu gehören insbesondere Milchsäurebakterien wie Laktobazillen und Bifidobakterien. Dieser enorme gesundheitliche Wert des Mikrobioms gilt von Geburt an – allerdings kommen Babys nahezu ohne Darmbakterien zur Welt. Der Darm von Neugeborenen ist praktisch steril, ihr Mikrobiom muss sich erst aufbauen. Das Mikrobiom, früher Darmflora genannt, umfasst die Gesamtheit aller Bakterien und anderer Lebewesen wie Pilze und Viren im Darm.
Wie bei vielen Aspekten der kindlichen Entwicklung muss auch der Darm von Babys reifen, wachsen und lernen – ein Prozess, der mehrere Phasen durchläuft. Er beginnt unmittelbar nach der Geburt und dauert in der Regel etwa drei Jahre. Der Aufbau der Darmflora in diesem Zeitraum stellt auch wichtige Weichen für die langfristige gesundheitliche Entwicklung des Babys.
Die Rolle des Geburtswegs beim Aufbau des Babymikrobioms
Während der Schwangerschaft sind eine gesunde Ernährung der werdenden Mama sowie der Verzicht auf Nikotin und Alkohol wichtige Aspekte. Auch die Einnahme von Antibiotika kann sich nachteilig auswirken. Der kindliche Verdauungstrakt ist allerdings noch fast „keimfrei“, die Besiedelung mit Bakterien und anderen Mikroorganismen beginnt tatsächlich direkt mit der Geburt – und ist abhängig von der Art und Weise, wie das Kind zur Welt kommt.
Bei einer normalen Geburt erfolgt automatisch Kontakt zu vaginalen und fäkalen Mikroben der Mutter – daher auch der Ausdruck Pioniermikrobiota. Doch was bedeutet das jetzt für die Darmflora von Babys nach einem Kaiserschnitt? Die gute Nachricht für alle Kaiserschnitt-Babys vorweg: Neuere Ergebnisse einer Studie* zeigen, dass eine Geburt per Kaiserschnitt nicht dazu führen muss, dass dem Baby wichtige Mikroorganismen für den Aufbau eines gesunden Darmflora fehlen. Unbestritten bleibt: Egal wie das Kind zur Welt kommt, die Mutter ist die hauptsächliche Mikroben-Geberin – fast 60% der Mikroorganismen von Säuglingen kommen von ihr. Unterschiede in der Zusammenstellung der Mikroben je nach Geburtsart weist die Studie durchaus nach. Da bei einem Kaiserschnitt der Vaginalkontakt entfällt, rücken die Faktoren Hautkontakt und Muttermilch noch stärker in den Vordergrund. Dass Asthma oder Allergien bei Kaiserschnitt-Kindern häufiger auftreten als bei anderen, bleibt jedoch ohne Erklärungsansätze – ein weiterer Punkt, der zeigt, dass die Mikrobiom-Forschung noch viele offene Fragen hat.
Stillen und Kuscheln: Sanftes Aufbauen der Darmflora von Babys
Muttermilch gibt Babys alles, was sie brauchen, und das gilt in dieser frühen Entwicklungsphase tatsächlich auch für den Aufbau ihres Mikrobioms. Neben allen wesentlichen Nährstoffen enthält die Milch der stillenden Mama auch die wertvollen Bifidobakterien, die in den ersten Monaten die wichtigsten Bakterien für den Aufbau der Babydarmflora sind. Und weil die Natur eben an alles denkt, liefert Muttermilch auch gleich noch deren Energiequelle mit: Sie enthält Galaktooligosaccharide, also Mehrfachzucker. Diese sogenannten Präbiotika dienen den Milchsäurebakterien quasi als Futter.
Auch Babys, die durch das Fläschchen gefüttert werden, können problemlos die Voraussetzung für ein gesundes Mikrobiom entwickeln. Zum einen gibt es auch bei Flaschennahrung Möglichkeiten die Besiedelung mit wertvollen Bakterien zu unterstützen. Und die wunderbare Möglichkeit des Hautkontakts ist in jedem Fall gegeben: Kuscheln und Schmusen ist nicht nur schön und gibt dem Baby Geborgenheit, sondern überträgt eben auch Bakterien der Eltern auf das Baby – und auch solche, die für den Mikrobiom-Aufbau wichtig sind.
Von Muttermilch zu Brei und mehr
Die nächste Entwicklungsphase für den Baby-Speiseplan und die Entwicklung der Darmflora findet in der Regel zwischen dem fünften und dem achten Lebensmonat statt. Der erste Brei benötigt Geduld und meist mehr als ein Lätzchen – und läutet auch für den Aufbau des Babymikrobioms die nächste Runde ein. Nun wird der Bakterien-Mix bunter, die Anzahl der Milchsäurebakterien nimmt im Verhältnis ab. Natürlich kann es vorkommen, dass dem Baby-Darm diese Nahrungsumstellung zu schaffen macht, was sich durch Baby-Blähungen oder auch Verstopfung äußern kann. Tipps für einen behutsamen und gesunden Aufbau findest du in unserem Beikostplan für Babys.
Wann der Babydarm ausgereift ist
Je vielfältiger nun die Ernährung des Kindes wird, desto umfangreicher auch die Darmflora-Entwicklung. Ballaststoffe wollen verarbeitet werden, Proteine und Fette aus immer unterschiedlicheren Nahrungsmitteln verwertet werden. So wie dein Kind seine Umgebung zunehmend erkundet, sollte auch die Darmflora die Vielfalt der Ernährung entdecken, denn beim Mikrobiom gilt Diversität als entscheidender Vorteil für die Gesundheit.
Umgebung erkunden ist ein gutes Stichwort: Nicht alles, was Babys und Kleinkinder in den Mund stecken, ist als Nahrung gedacht – und das ist prinzipiell tatsächlich gut so. Der Ausdruck „Dreck macht Speck“ trifft auf Babys Darmflora ebenso zu wie auf das Erwachsenen-Mikrobiom. Zu viel Hygiene und zu wenig soziale Kontakte sind für die Artenvielfalt des Mikrobioms kontraproduktiv, von desinfizierenden Haushaltsreinigern ist sogar abzuraten. Im Sand, auf einer Wiese oder dem Waldboden mit anderen Kindern spielen – nicht nur für den Aufbau der Darmflora dürfte das für Babys und Kleinkinder ebenso schön wie wichtig sein.
Der Prozess, bis der Baby-Darm ausgereift ist, schreitet bis zum Alter von ca. drei Jahren voran und kann immer wieder durch Probiotika unterstützt werden. Besonders, wenn es in den ersten Lebensmonaten notwendig war, dem Baby Antibiotika zu geben, sind Probiotika möglicherweise ratsam, um eine ausreichende Versorgung mit Bifidobakterien sicherzustellen. Generell gilt bei Kleinkindern und auch bei größeren, was auch bei Erwachsenen für eine gesunde Darmflora zu raten ist: Vollkorn- und Milchprodukte, viel Gemüse und Obst.
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